Über die Hinwendung zum Wunderglauben in Physik und Kosmologie (Aufsatz 9 Seiten 2008)
Mit einigem Abstand erscheinen uns die Weltbilder anderer Zeiten und Völker recht weit von der Realität entfernt. Doch die Realitätsferne ist bis heute ein Merkmal aller Weltbilder und keinesfalls ein Gradmesser für die tatsächlichen Erkenntnisse einer Gesellschaft. Selbst unser "wissenschaftliches Urknall-Weltbild" erweist sich von einem entfernteren Standpunkt aus als eben solche kuriose Konstruktion wie das oben dargestellte. Der Grund: Die Funktion von Weltbildern ist es nicht, die wirkliche Welt möglichst adäquat abzubilden, sondern vielmehr eine gewünschte, vorgestellte, mit konservativen Vorstellungen und Gewohnheiten verträgliche Welt zu konstruieren. Wissenschaft, Kunst usw. dienen dabei lediglich als hübsches Beiwerk. - Sind die Objekte NGC 4319 und Markarian 205 durch eine Materiebrücke physisch miteinander verbunden? Wer Beobachtungen mehr vertraut als abstrakter Theorie, wird die Lichtbrücke auf dem Bild wohl auch als Materiebrücke interpretieren. Wer den Behauptungen der Urknalltheorie den Vorzug vor tatsächlich beobachteten Phänomenen gibt, wird die Existenz einer solchen Brücke leugnen müssen: Die unterschiedlichen Rotverschiebungen der Objekte lassen eine Brücke nicht zu. Wie löst man das Problem? - Die NASA veröffentlichte Bilder mit verändertem Kontrast, so dass es keine Brücke mehr gab. - Dem engagierten Astronomen Halton Arp, der solche "unmöglichen" Brücken mehrfach nachwies, wurden die Beobachtungszeiten an den Großteleskopen gestrichen. - Auf hartnäckige Nachfrage gibt es die Standardantwort: Die Brücken sind optische Täuschungen, verursacht durch weit davor bzw. dahinter liegende Objekte. Da fängt man dann doch an, sich seine eigenen Gedanken zu machen... Ein Ergebnis findet sich in dem Beitrag "Urknall, Multiversum und die Katze mit drei Schwänzen", der durch die grandiose Berichterstattung über die Einweihung der "Urknall-Maschine" LHC angeregt wurde. Der Text wird hier als PDF-Datei erstmals veröffentlicht. (Es liegt nicht etwa an den Medien, die eine Veröffentlichung abgelehnt hätten; es liegt vielmehr am Autor, der sich beim besten Willen kein Medium mehr vorstellen kann, dass sich noch für urknallkritische Texte interessiert.) Fazit des Beitrages (Zitat S.9): Während die Erfolge der Naturwissenschaften im 19.Jahrhundert eben gerade auf einer vorurteilsfreien Herangehensweise an die Natur gründeten, geben heute wieder die Ideen weniger Autoritäten die Forschungsrichtung vor - so wie im Mittelalter. Urknall, Multiversum, dreischwänzige Katzen - jeder Wunderglaube wird möglich, wenn Naturwissenschaft sich immer mehr von ihrer ureigenen Aufgabe entfernt - "Kenntnisse zu gewinnen, welche uns kein Anderer auf seine Autorität hin mitteilen kann." (Helmholtz) Doch bis sich Naturwissenschaft wieder auf ihre ureigene Aufgabe besinnt, muss sich das Publikum entweder mit den angebotenen grellen Imitaten begnügen oder (aber nur zum privaten Gebrauch!) - selber denken. | |||||||||||||||||||||||||